14 de nov. de 2018

"Die Kreuzesschau"

"Adal­bert von Cha­misso hat ein­mal eine wun­der­bare Novelle geschrie­ben: „Die Kreu­zes­schau“. Ein Pil­ger geht auf einem stei­ni­gen Wege in der Son­nen­hitze, mit einem Kreuz bela­den. Es wird ihm schwer und immer schwe­rer, und er möchte es abwer­fen. Dann sinkt er in einen tie­fen Schlaf. In dem Schlafe hat er einen wun­der­ba­ren Traum. Er sieht ein hel­les Licht in einem gro­ßen Saale, und Gott steht vor ihm. Und in dem Saale ist eine Unmenge von Kreu­zen, alle die Kreuze, die seit Anfang der Welt von Men­schen getra­gen wer­den muß­ten. Da spricht der Pil­ger zu Gott: „Mein Kreuz ist so schwer, ich trage es schon 60 Jahre lang. Ich bin am Ende mei­ner Kraft. Ich weiß ja, daß man ein Kreuz tra­gen muß, aber könn­test du mir nicht ein ande­res geben?“ „Siehe hier,“ sagt Gott, „hier sind Kreuze. Suche dir eines aus!“ Und der Pil­ger sucht und sucht, er prüft, er hebt die Kreuze, er pro­biert sie, aber er kann kei­nes fin­den, das ihm ange­mes­sen ist. „Ja, muß ich denn über­haupt ein Kreuz neh­men?“ „Ohne Kreuz kein Heil!“ Also muß er ein Kreuz neh­men. Und in sei­ner Rat­lo­sig­keit wen­det er sich wie­der an Gott. Die­ser sagt: „Sieh mal hier an der Tür­schwelle!“ Da greift der Pil­ger zu, er wägt das Kreuz und sagt: „Es ist zwar ein biß­chen schwer, aber ich glaube, das könnte ich tra­gen.“ „So nimm es!“ sagt Gott. Er nimmt es, Und da stößt er einen Schrei aus, denn es war das Kreuz, das er abge­legt hatte."

https://www.glaubenswahrheit.org/predigten/chrono/1993/19930801/